Serebrennikow – Russland-Porträt als Halluzination

PETROV'S FLU

Kirill Serebrennikov, der Autor des majestätischen »Letp«, war wieder einmal in Cannes, um seine neue Ware zu liefern. Mit der Adaption eines Romans von Alexey Salnikov nimmt uns der russische Regisseur mit auf eine nostalgische Grippe.
Wenn man Grippe hat, bleibt man besser daheim. Das war eigentlich auch schon vor der jüngsten Pandemie klar. Wer noch mehr Überzeugungsarbeit benötigt, kann sich PETROV’S FLU von Kirill Serebrennikow ansehen, wobei ob des aberwitzig springenden Rhythmus des Films davon abzuraten ist, sich diese virtuos gedrehte, vor kritischer Wut schäumende russische Gesellschaftsstudie fiebrig anzusehen. Die Temperatur dürfte nur steigen.
Eine russische Familie leidet an einer schweren Grippe. Im Fieberwahn gehen die einander entfremdeten Eltern weiter ihren Berufen nach, doch verschwimmen ihre Erlebnisse immer wieder zu verstörenden Gewaltvisionen, bei denen zeitliche und örtliche Gewissheiten sowie die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit nicht mehr auszumachen sind. Ein abgründiger filmischer Trip in eine albtraumhaft verzerrte russische Gesellschaft, in dem die dysfunktionale Familie in den Taumel einer aus den Fugen geratenen Weltwahrnehmung gerät. Die intensiven, mitreißenden Bilder rauschen durch die von schmutzigen und abstoßenden Details geprägten Stationen und sind in ihrer Unbarmherzigkeit als Rundumschlag gegen ein implodierendes Land zu verstehen. –
(Patrick Holzapfel, filmdienst.de).

PETROWI W GRIPPER/F/D/CH 2021, R: Kirill Serebrennikow, B: Kirill Serebrennikow, K: Wladislaw Opeljants, Sch: Juri Karich, D: Semjon Sersin, Chulpan Khamatova, Wlad Semiletkow, Juri Kolokolnikow, Alexander Ilin, Iwan Dorn, Juri Borisow, 145 Min, FSK: 16, OmU

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Trailer

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