Nachteinhalb

PEARL

Das Prequel zu „X“ erzählt in satten Farben, wie aus der jungen Pearl eine unberechenbare Mörderin wird.
Regisseur Ti West sie schon einmal geöffnet, die Scheunentore einer Farm in Texas. In seinem Slasher »X« will ein Filmteam 1979 dort einen Pornofilm drehen. Doch es hat die Rechnung ohne das Farmerehepaar Pearl und Howard gemacht. Im Prequel PEARL kehren West und Hauptdarstellerin Mia Goth nun zurück auf jenen Bauernhof und zu der titelgebenden Protagonistin – und entfachen einen grotesken Coming-of-Age-Albtraum in bonbonfarbenem Gewand. 1918 lebt dort die junge Pearl (Mia Goth) mit ihrer strengen Mutter und dem gelähmten Vater. Ihr Mann Howard kämpft im Ersten Weltkrieg und die Spanische Grippe breitet sich aus. Pearl träumt davon, ihrem Leben und insgeheim auch sich selbst zu entfliehen. Als ihre Schwägerin Mitsy ihr vom Casting einer Tanzgruppe berichtet, sieht sie ihre Chance gekommen. Pearl ist sich sicher: Eines Tages wird die ganze Welt ihren Namen kennen und ihr zu Füßen liegen. Doch dieser amerikanische Traum zeigt sich alsbald von seiner blutrünstigen Seite. Mia Goth spielt sich in dieser Mischung aus »Der Zauberer von Oz“ und «Psycho" wahrlich die Seele aus dem Leib. Wie sich Pearl von einer verträumten jungen Frau in eine hysterische Furie und schließlich eine axtschwingende Psychopathin verwandelt, akzentuiert die Britin furios und mit Inbrunst.
Gepaart mit der herausragenden Leistung von Mia Goth ist „Pearl“ eines der interessantesten Prequels im Horrorgenre. Ein achtminütiger Monolog gegen Ende des Films, der vor visuellem Einfallsreichtum nur so strotzt, bildet den emotionalen Höhepunkt einer beeindruckenden Performance. (cinema.de).