Vortrag OmU

Der politische Jacques Demy

ESELSHAUT

1 Einführung: Apl. Prof. Dr. habil. Niklas Bender, französische und italienische Literaturwissenschaft, Romanistik, Universität des Saarlandes

Als der König nach dem Tod der Königin seine eigene Tochter heiraten will, hört diese auf den Rat der Fee Lilas und flieht. Als Magd mit einer Eselshaut bekleidet kann sie unterschlüpfen, bis der für sie auserkorene Prinz auftaucht. Eine einfallsreiche, poetische und zuweilen ironische distanzierende Märchenverfilmung mit vielen anachronistischen Brechungen, deren Leichtigkeit zwar auch Kinder anspricht, deren ernster Sinngehalt sich jedoch an ein erwachsenes Publikum wendet. (Filmdienst)

Jacques Demy war sich der Seltsamkeiten des Materials nicht nur bewusst, er förderte sie sogar noch. So baut er in ESELSHAUT immer wieder kleinere Irritationen ein, von Türen, die zu klein sind, bis zu Fortbewegungsmitteln, die es im 17. Jahrhundert eindeutig nicht gab – von der in den Märchen dargestellten Zeit ganz zu schweigen. Tatsächlich hat der Film immer wieder surreale Anmutungen, die eher an ein Alice im Wunderland erinnern als an ein herkömmliches Märchen, wenn man nie genau weiß, was der nächste Schritt mit sich bringt. Selbst für einen von Haus aus fantasievollen Stoff ist das hier ausgesprochen unwirklich, man weiß nie so recht, ob Demy hier überhaupt versucht, eine Geschichte zu erzählen oder ob er sich über das Ganze lustig machen will. Tatsächlich ist Eselshaut ein sehr humorvoller Film, der für alles eine heitere Bildsprache findet, egal ob es nun bedrohlich, abenteuerlich oder tragisch sein soll. Farben werden ausgiebig und lustvoll auf die Leinwand gebracht, jedoch in den düsteren, satten Varianten, wie man sie sonst in Märchen findet. Demy setzt vielmehr seinen bonbonfarbenen Stil der 60er fort: Trotz des Fantasysettings ist das hier seinen anderen berühmten Musicals recht ähnlich. Er kann sich hier sogar noch ein bisschen mehr austoben, gerade mit den ausladenden Kostümen und den skurrilen Kulissen, die immer ein bisschen den Eindruck erwecken, einer Theateraufführung zuzusehen. (film-rezensionen.de)

PEAU D’ANEFR 1970, R: Jacques Demy, B: Jacques Demy, K: Ghislain Cloquet, Sch: Anne-Marie Cotret, M: Michel Legrand, D: Catherine Deneuve, Jean Marais, Jacques Perrin, Micheline Presle, FSK 0, 90 Min, OmU

kino achteinhalb: ESELSHAUT

Trailer

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