Psychoanalytiker*innen stellen Filme vor

BANSHEES OF INISHERIN

¹ Im Anschluss an den Film Vortrag von Katja Kruse, SIPP.

Gestern war noch alles in Ordnung auf der, vor der irischen Küste in der Galwaybucht gelegenen Insel Inisherin. Aber als Pádraic Súilleabháin wie an jedem Tag um Punkt 14 Uhr klopft, um seinen besten Freund Colm Doherty für ein paar Pints im örtlichen Pub abzuholen, will der plötzlich nichts mehr von ihm wissen – und zwar ohne jede weitere Erklärung. Einfach so und ohne einen speziellen Anlass eine lebenslange Freundschaft beenden, ist die ebenso simple wie verstörende Prämisse, aus der der oscarprämierte Regisseur Martin McDonagh nun gemeinsam mit den Stars seines Kult-Hits BRÜGGE SEHEN UND STERBEN? eine rabenschwarze, bisweilen ziemlich makabre und immer kurzweilige Komödie spinnt. Trotzdem bleibt einem das Lachen bei immer wieder im Halse stecken – und zwar aus dem einfachen Grund, dass das skurrile Inseltreiben ganz offensichtlich auch als Allegorie auf all das gemeint ist, was da nur ein paar Hundert Meter weiter gerade auf dem Festland vonstattengeht. Dort tobt seit einigen Monaten der Irische Bürgerkrieg. Von dem bekommen die Inselbewohner*innen allerdings kaum mehr mit als einige entfernte Kanonenschüsse. Die Handlung des Films setzt am 1. April 1923 ein – und so glaubt Pádraic am nächsten Morgen nach einem Blick auf den Kalender natürlich, dass er da nur einem fiesen Scherz seines Freundes aufgesessen ist. Was sich als folgenschwerer Irrtum erweisen soll. (filmstarts.de)