Filmgespräch dtF

VVN-BdA Saar präsentiert

JOHANN BECKER, STILLE ZEIT – FRAGMENTE EINES LEBENS

1 Im Anschluss: Filmgespräch mit Regisseur Günther Ruschel und Stefan Weszkalnys

Regisseur Günther Ruschel hat 10 Jahre an dem Dokumentarfilm über Johann Becker gearbeitet. Becker, aus einer armen Familie stammend war Kommunist, schmuggelte im Abstimmungskampf in den dreißiger Jahren Schriften ins Saargebiet. 1935 verbrannte er eine Nazi-Fahne. Die Gestapo verhaftete ihn. Der Krees Johann, so sein Name im Dorf, wurde wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt und kam anschließend in Schutzhaft. Er lebte und überlebte zehn Jahre lang die Konzentrationslager im Emsland, in Buchenwald und Dachau. In den Konzentrationslagern war Becker Aufseher, ein Kapo. Seine Stellung nutzte er aber nicht, um sich Vorteile zuverschaffen, sondern um seine Mitgefangenen zu schützen. Dafür quälte ihn dieSS, peitschte in aus.1945 kehrte er nach Oberthal zurück, war Arbeiter bei der Gemeinde. Überseine Zeit im KZ schwieg Becker – bis er am 1. Januar 1972 starb. Johann Becker kann persönlich nicht mehr aus seinem Leben berichten. Deshalb lässt Ruschel Zeitzeugen und Experten zu Wort kommen. So berichtet die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Barbara Distel, aus Beckers Akte, gibt es Filmsequenzenaus dem Lager zu sehen. Stefan Weszkalnys aus dem saarländischen Kultusministerium, ein überaus profunder Kenner der Landesgeschichte, erzählt, was aus den Akten über Becker heraus zu lesen ist. Besonderserschütternd, dass Becker, was Wiedergutmachung und Erwerbsminderung angeht, um jeden Pfennig bitten, sich quasi als Überlebender des KZ noch rechtfertigen musste. Weszkalnys war es auch, der Anfang der achtziger Jahreden Zusammenhang zwischen Johann Becker und dem Vorarbeiter Hans in demBuch »Der Totenwald« von Ernst Wiechert herstellte. In diesem Buch hat Wiechert dem Oberthaler ein literarisches Denkmal gesetzt. (Volker Fuchs, Saarbrücker Zeitung, 24.11.2008)

DE 2008, R: Günther Ruschel, B, K, Sch: Günther Ruschel, 55 Min

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kino achteinhalb: JOHANN BECKER, STILLE ZEIT – FRAGMENTE EINES LEBENS