Premiere
Doppelbödiger Verschwörungsthriller
HYSTERIA
Bei den Dreharbeiten zu einem Spielfilm über die fremdenfeindlichen Brandanschläge auf deutsche Migrantenwohnheime in den 1990er Jahren geht ein echter Koran in Flammen auf. Der Vorfall erschüttert die Komparsen aus einem Geflüchtetenheim. Bald schon sehen sich Regisseur und Produzentin mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Die Produktionspraktikantin Elif versteht nicht nur die Argumente der Statisten, sondern will auch auf keinen Fall die Produzentin Lilith, die für sie eine Art Vorbild ist, enttäuschen. Als die Bänder mit dem gedrehten Material vom Hausbrand gestohlen werden und der Konflikt sich immer mehr hochschaukelt, gerät Elif endgültig zwischen die Fronten. (Verleih)
Büyükatalay entwickelt aus vielen kleinen Schlüsselelementen, die nicht alle tatsächliche Schlüssel sind, eine Art Whodunnit mit Verfolgungswahn. Der Film ist immer dunkel und verregnet, die meisten Szenen spielen in schlaflosen Nächten, oder in der fensterlosen Lagerhalle, in der das Set aufgebaut ist. Die Überwachungsästhetik der Eröffnungsszene, Handyvideos und heimliche Sprachaufnahmen, spielen noch im weiteren Verlauf eine Rolle. In den Credits dankt der Regisseur der Kollegin Ayşe Polat – ein nützlicher Bezugspunkt. Auch sie hat in ihrem letzten Kinofilm IM TOTEN WINKEL (2023) mithilfe diegetischer versteckter Kameras Politik und Paranoia klug miteinander verstrickt. In den Credits steht auch: Für diesen Film wurde kein Koran verbrannt. Das ist wohl besser. Ein Skandal kann zwar oft leider mehr Menschen erreichen als ein guter Film. Dafür ist aber die Diskussion, die ein guter Film anregen kann, in der Regel konstruktiver. (Kinozeit)
DE 2025, R: Mehmet Akif Büyükatalay, B: Mehmet Akif Büyükatalay, K: Christian Kochmann, Sch: Andreas Menn,
Denys Darahan, M: Marvin Miller, D: Devrim Lingnau, Mehdi Meskar, Serkan Kaya, FSK folgt, 104 Min, teilw. OmU