Premiere
PATERNAL LEAVE – DREI TAGE MEER
Mitten im rauen Winter reist die 15-jährige Leo (Juli Grabenhenrich) an die Küste Norditaliens, um den Mann zu finden, der all die Jahre gefehlt hat: ihren Vater Paolo (Luca Marinelli).Was als stille Hoffnung beginnt, wird zur Begegnung mit alten Wunden und neuen Sehnsüchten. Paolo, längst in einem anderen Leben verankert, gerät durch Leos Auftauchen ins Wanken. Zwischen Schweigen, Wut und Sprachen, die fremd sind, tasten sich Vater und Tochter aneinander heran.PATERNAL LEAVE ist ein bewegendes Vater-Tochter-Drama über Nähe und Distanz, über Verantwortung, Versäumnisse – und die zarte Hoffnung auf einen Neuanfang. Poetisch und voller emotionaler Kraft erzählt der Film davon, wie schwierig und schön es sein kann, sich in einzelnen Momenten wirklich zu begegnen. (Verleih)
Als es ihn in einem verhörähnlichen Interview auffordert, endlich Antworten zu liefern, gibt er in liebenswertem Italiener-Englisch zu bedenken, dass man sich so nicht kennenlerne. Als Vater kommt er indes nicht allzu gut weg. Da sind nicht nur die 15 Jahre, in denen er nie versucht hat, sein Kind kennenzulernen. Er hat noch eine Tochter, die ebenfalls bei ihrer Mutter lebt. Man würde ihm als Zuschauerin nun gern ein entnervtes »stronzo« an den Kopf werfen, doch Jung widersteht der Versuchung, Paolo als chronisches manchild abzutun.Sie habe verstehen wollen, warum Menschen ihren Kindern den Rücken kehren, sagt sie. In der überragenden Mehrheit sind diese Menschen nach wie vor Väter, allen Debatten über geteilte Care-Arbeit und Elternzeiten zum Trotz. Sicher hätte Alissa Jung vielen Alleinerziehenden, die täglich Verantwortung für zwei übernehmen, leicht zu etwas comic relief verhelfen können, hätte sie Paolo als überflüssigen Mann vorgeführt. Stattdessen spricht PATERNAL LEAVE zu den Kindern dieser Männer, vielleicht ja auch zu den Männern selbst. (TAZ)
DE/IT 2025, R: Alissa Jung, B: Alissa Jung, K: Carolina Steinbrecher, Sch: Heike Parplies, David Maria Vogel, D: Juli Grabenhenrich, Luca Marinelli, Arturo Gabbriellini, FSK 12, 103 Min